Kunst

 „Räumlichkeit erlaubt ein Nebeneinander von narrativen Dingen. Zeitliches wird aufgelöst. Bewegung und Stillstand.“

Beschäftigt Caroline Brühlmann sich seit Längerem mit traditionellen Techniken wie Tiefdruck, Zeichnen oder Fotografie, entstehen seit ein paar Jahren auch raumbezogene Installationskonzepte. Die verwendeten Materialien, oft aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgenommen, nehmen formal Bezug auf die thematischen Auseinandersetzungen ihrer Arbeiten.
Inhaltlich werden gesellschaftliche Strukturen hinterfragt, soziologische Entwicklungen, (kultur-) politische Fragestellungen oder auch Verhaltensweisen ins Zentrum gerückt. Vermeintlich feste Muster werden beleuchtet und kritisch betrachtet.
Die Arbeiten bewegen sich auf mehreren Ebenen. Die dadurch entstehende Komplexität erzeugt verschiedene Blickwinkel, die sich einem Thema von verschiedenen Seiten her nähern. Vom Betrachter wird ein Sich-Einlassen verlangt.
Für Caroline Brühlmann stehen immer wieder die Begriffe Bewegung und Stillstand im Vordergrund. Ihr Fokus liegt auf einer genauen Betrachtung, welche sie durch ein Innehalten ermöglicht. Sie untersucht ein System oder beleuchtet ein bestimmtes Thema. Die gezeigten Momentaufnahmen sind Ausschnitte oder Teilaspekte von längeren Arbeitszyklen. So ergibt sich ein Wechselspiel zwischen dem fliessenden Arbeitsprozess und den unbewegten analytischen Momenten der Reflexion. Der persönliche Schaffensprozess wird in einen kontextuellen Diskurs transferiert.
Die räumliche Umgebung von installativen Arbeiten ermöglicht den Verweis auf kontextuelle Zusammenhänge von Installationen. Der Raum ist da, gibt Anweisungen und verlangt Reaktion. Der Miteinbezug von Umraum und Dreidimensionalität gibt die Möglichkeit eines zeitlichen Nebeneinanders, schafft Platz, um Prozesse nachzuzeichnen, lässt Bewegungen darstellen und Inhalte erzählen. Räumlichkeit gibt Freiraum und öffnet den Raum für Assoziationen.
Immer wieder stösst Caroline Brühlmann auf komplexe Fragestellungen. Die Arbeiten wollen offene Fragen nicht abschliessend beantworten, sondern auf ein Vorher und ein Nachher verweisen. (Kunst-)historische Bezüge und Kontexte sowie theoretische Zugänge spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die (alltägliche) Gegenwart.
Die Künstlerin Caroline Brühlmann thematisiert mit ihren Momentaufnahmen nicht zuletzt auch die Frage, ob ein abschliessendes Ergebnis in einem künstlerischem Prozess überhaupt möglich sei oder ob der Wunsch nach Anfang und Ende, nach Ordnung und System eine Utopie sei.

Rickenbach SZ, im Dezember 2018